Mit Rezept unterwegs – Reisen mit medizinischem Cannabis

Mit Rezept unterwegs: Sicher reisen mit medizinischem Cannabis

Medizinisches Cannabis ist für immer mehr Patienten ein fester Bestandteil der täglichen Therapie geworden. Vielleicht gehörst Du auch dazu und fragst Dich: Was passiert eigentlich, wenn ich als Cannabis-Patient verreise oder spontan in den Urlaub fahren möchte? Genau dann tauchen oft Fragen auf: Ist das überhaupt erlaubt? Welche Vorschriften gelten und worauf musst Du achten? Die Antworten sind selten eindeutig und die Unterschiede zwischen den Ländern groß – die Unsicherheit daher auch.

In diesem Ratgeber erfährst Du, worauf es beim Reisen mit medizinischem Cannabis ankommt. Ich gebe Dir einen Überblick über die wichtigsten Vorschriften, zeige Dir Unterschiede zwischen einzelnen Ländern auf und teile meine Empfehlungen aus der ärztlichen Praxis – damit Du gut vorbereitet und möglichst stressfrei reisen kannst.

Verschreibungspflichtige Medikamente vs. medizinisches Cannabis auf Reisen mitnehmen

Doch fangen wir erst mal grundlegend an: Medizinisches Cannabis ist in Deutschland ein verschreibungspflichtiges Arzneimittel.

Seit April 2024 gilt Cannabis in Deutschland nicht mehr grundsätzlich als illegal, sondern ist – zumindest für Erwachsene – teilweise legalisiert worden. Für medizinisches Cannabis bedeutet das eine wichtige Veränderung: Es fällt nicht mehr unter das Betäubungsmittelgesetz (BtMG), sondern unterliegt jetzt speziellen Regelungen im Arzneimittelrecht. Die Verschreibung und Anwendung von medizinischem Cannabis erfolgt weiterhin ausschließlich auf ärztliche Verordnung.1

Was ist medizinisches Cannabis?

Medizinisches Cannabis umfasst getrocknete Cannabisblüten oder Extrakte, die von Ärzten verschrieben werden, wenn andere Therapien nicht ausreichen. Es wird unter anderem bei chronischen Schmerzen, Spastiken oder bestimmten neurologischen Erkrankungen eingesetzt.

Was ist medizinisches Cannabis ?

Alle Infos über Anwendung, Wirkung und Gesetze in Deutschland

Das unterscheidet es von vielen anderen Medikamenten und bringt besondere Herausforderungen mit sich – vor allem beim Reisen. Anders als bei klassischen Arzneimitteln musst Du für Cannabis-Medikamente zusätzliche Vorschriften beachten, die nicht nur für die Verschreibung und Lagerung, sondern insbesondere für die Mitnahme ins Ausland gelten.

Wichtige Unterschiede zwischen Medizinalcannabis und anderen Arzneimitteln

Anders als zum Beispiel Blutdrucktabletten oder Antibiotika darfst Du Cannabis-Medikamente nicht einfach so in jedes Land mitnehmen.

Nicht-verschreibungspflichtige Medikamente wie z. B. Schmerzmittel wie Aspirin oder Ibuprofen kannst Du in der Regel problemlos für den Eigenbedarf mit ins Ausland nehmen. Allerdings gibt es auch hier nationale Unterschiede bei der erlaubten Mitnahmemenge – der Zoll kann bei großen Mengen nachfragen oder diese sogar beschlagnahmen.

Verschreibungspflichtige Medikamente wie Antibiotika oder Blutdrucksenker dürfen meist mitgeführt werden, solange sie für den persönlichen Gebrauch bestimmt sind und Du ein ärztliches Rezept oder die Originalverpackung vorweisen kannst. Die Regelungen sind hier in den meisten Ländern relativ unkompliziert, können sich aber je nach Medikament unterscheiden.

Verschreibungspflichtige Medikamente, die länderübergreifend als Betäubungsmittel gelten, unterliegen besonders strengen Vorschriften. Dazu zählt nicht nur medizinisches Cannabis, sondern auch viele andere Arzneimittel, die ein erhöhtes Missbrauchspotenzial haben. Auch wenn solche Medikamente medizinisch notwendig sind, brauchst Du für die Mitnahme meist spezielle Dokumente und Genehmigungen – ein Rezept allein reicht in der Regel nicht aus.2

Ein typisches Beispiel ist Oxycodon – ein starkes, opioidhaltiges Schmerzmittel, das bei schweren chronischen Schmerzen oder Krebserkrankungen eingesetzt wird. Patienten nehmen Oxycodon regelmäßig eigenständig ein, trotzdem ist die Mitnahme ins Ausland streng geregelt.3

Reisen innerhalb von Europa

Wenn Du schon einmal innerhalb Europas gereist bist, weißt Du, wie unkompliziert das Reisen oft ist: Offene Grenzen, keine langen Kontrollen und viel Bewegungsfreiheit. Ein wichtiger Grund dafür ist die Europäische Union mit ihren Regelungen zum freien Personenverkehr. Daneben gibt es weitere internationale Abkommen, die das Reisen erleichtern.

Doch auch wenn es in Europa viele länderübergreifende Gesetze und Vereinfachungen gibt, gilt das nicht automatisch für die Mitnahme von medizinischem Cannabis.

Reise als Cannabis-Patient in der EU

Die Europäische Union (EU) ist ein Zusammenschluss vieler europäischer Länder, die eng zusammenarbeiten, um das Leben und das Reisen für ihre Bürger zu vereinfachen. Der Grundgedanke dahinter ist, Grenzen abzubauen und den freien Personenverkehr zu ermöglichen – so kannst Du Dich als EU-Bürger meist unkompliziert zwischen den Mitgliedsstaaten bewegen.

Welche Länder gehören zur EU?

Die Europäische Union umfasst aktuell 27 Mitgliedsstaaten (Stand Juni 2025).

Dazu zählen zum Beispiel Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, die Niederlande oder Polen. Auch viele weitere Länder Mittel- und Osteuropas gehören zur EU. Die vollständige Liste findest Du jederzeit auf den offiziellen Seiten der EU.4

Welche Regelungen gelten für EU-Bürger?

Wenn Du als EU-Bürger innerhalb der Europäischen Union reist, profitierst Du von zahlreichen Erleichterungen. Du kannst Dich zwischen den Mitgliedsstaaten in der Regel frei bewegen, ohne Visum-Pflicht oder spezielle Einreiseformalitäten. Das macht das Reisen innerhalb der EU besonders komfortabel.5

Was die Mitnahme von Medikamenten betrifft, ist grundsätzlich erlaubt, verschreibungspflichtige Arzneimittel für den eigenen Bedarf mitzuführen. Voraussetzung ist meist, dass die Medikamente ärztlich verordnet wurden und die mitgeführte Menge dem persönlichen Bedarf während der Aufenthaltsdauer entspricht. Ein Rezept oder eine ärztliche Bescheinigung solltest Du immer dabei haben.
Wichtig zu wissen: Gerade bei medizinischem Cannabis ist die Situation deutlich komplizierter. Es gibt keine einheitliche EU-weite Regelung zur Mitnahme von medizinischem Cannabis. Während einige EU-Länder Cannabis als Medikament anerkennen oder es teilweise auf nationaler Ebene legalisiert ist, ist es in anderen streng verboten oder nur unter ganz bestimmten Bedingungen erlaubt.

Reisen mit Cannabis auf Grundlage des Schengener Abkommens

Neben der Europäischen Union gibt es in Europa eine weitere wichtige Vereinbarung, die das Reisen und insbesondere die Mitnahme von Arzneimitteln regelt: das Schengener-Abkommen.

Was ist der Schengener-Raum?

Der Schengen-Raum bezeichnet das Gebiet aus europäischen Staaten, die sich im sogenannten Schengener-Abkommen darauf geeinigt haben, die Grenzkontrollen zwischen ihren Ländern weitgehend abzuschaffen. Das Ziel ist die Personenfreizügigkeit – also das freie und unkomplizierte Reisen ohne ständige Pass- oder Zollkontrollen.6

Die rechtliche Grundlage bildet das Schengener Durchführungsübereinkommen. Besonders relevant ist hier der Artikel 75, der die Mitnahme von Betäubungsmitteln wie medizinischem Cannabis regelt. Für Dich bedeutet das:7

Im Rahmen des Schengener Abkommens kannst Du unter bestimmten Voraussetzungen medizinisches Cannabis legal mitnehmen, wenn Du die vorgeschriebenen Nachweise und Dokumente vorlegen kannst.

Welche Länder gehören zum Schengen-Raum?

Die Mitgliedstaaten des Schengener Abkommens umfassen eine Vielzahl europäischer Staaten – darunter sowohl EU-Mitgliedsländer als auch einige Nicht-EU-Staaten. Nicht alle der 27 EU-Länder sind automatisch Teil des Schengen-Raums.6

Beispiele der 25 EU-Länder, die zum Schengen-Raum gehören:
• Deutschland
• Frankreich
• Italien
• Spanien
• Niederlande
• Belgien
• Österreich

Nicht-EU-Länder, die zum Schengen-Raum gehören:
• Schweiz
• Norwegen
• Island
• Liechtenstein

EU-Länder, die nicht zum Schengen-Raum gehören:
• Irland
• Zypern

Hinweis: Großbritannien ist weder Teil der EU noch des Schengen-Raums

Schengen-Bescheinigung? Leider nicht überall ein Freifahrtschein

Auch wenn Du alle Unterlagen dabei hast: Viele Schengen-Länder lassen medizinisches Cannabis trotzdem nicht ins Land. Grund sind nationale Sonderregeln, die oft strenger sind als das Schengen-Abkommen selbst. In Ländern wie Österreich, Dänemark oder Portugal wird die Einfuhr häufig abgelehnt – egal, wie gut die Bescheinigung ausgefüllt ist. Die Behörden setzen ihre eigenen Vorgaben meist sehr konsequent durch. Informiere Dich daher unbedingt vorab, welche Regeln im Zielland wirklich gelten.

Was ist die Schengen-Bescheinigung?

Um medizinisches Cannabis im Schengen-Raum mitzuführen, benötigst Du eine Schengen-Bescheinigung. Offiziell heißt diese „Bescheinigung für das Mitführen von Betäubungsmitteln im Rahmen einer ärztlichen Behandlung – Artikel 75 des Schengener Durchführungsabkommens -“.8

Du kannst sie auf der Webseite vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) herunterladen.

Dieses amtliche Dokument bestätigt, dass Du das Medikament aus medizinischen Gründen benötigst und es ärztlich verschrieben wurde. Die Bescheinigung muss von Deinem Arzt ausgestellt und von der zuständigen Landesbehörde beglaubigt werden.7

So erhältst Du eine Schengen-Bescheinigung

Jetzt weißt Du schon, warum Du für die Mitnahme von medizinischem Cannabis im Schengen-Raum eine Schengen-Bescheinigung brauchst. Doch so einfach wie „ausfüllen und mitnehmen“ ist es leider nicht. Damit Du gut vorbereitet bist, findest Du hier die wichtigsten Schritte:

1. Sprich mit Deinem behandelnden Arzt und lasse den ärztlichen Teil des Formular ausfüllen.
2. Reiche das Formular bei der zuständigen Landesbehörde (z. B. Gesundheitsamt) zur Beglaubigung ein. (oft hier Termin erforderlich, hier auch Attest von behandelnden Arzt mitnehmen)
3. Nimm die beglaubigte Bescheinigung zusammen mit dem Rezept, einem ärztlichen Attest und dem Medikament (in Originalpackung) mit auf die Reise.
4. Die Bescheinigung gilt maximal 30 Tage und muss für jede Reise neu beantragt werden.7

Für jede Sorte eine eigene Schengen-Bescheinigung notwendig!

Wenn Du verschiedene Sorten medizinischer Cannabisblüten auf Reisen mitnehmen möchtest, brauchst Du für jede einzelne Sorte eine eigene Schengen-Bescheinigung. Das gilt unabhängig davon, ob die Blüten ähnliche Wirkstoffe enthalten oder sich nur im Namen unterscheiden.

Diese Regelung ähnelt der Mitnahme anderer verschreibungspflichtiger Medikamente: Auch für ein Antibiotikum und ein Herzmedikament würdest Du jeweils getrennte Bescheinigungen benötigen. Nur so kannst Du bei einer Kontrolle eindeutig belegen, dass jede Sorte legal und nach ärztlicher Verordnung mitgeführt wird.

So vermeidest Du Probleme mit dem Gesundheitsamt

Kümmere Dich so früh wie möglich um die Schengen-Bescheinigung und vereinbare rechtzeitig einen Termin bei der zuständigen Behörde – idealerweise mindestens 60 Tage vor Deiner geplanten Reise. So hast Du ausreichend Puffer, falls Rückfragen entstehen oder es bei der Ausstellung zu Verzögerungen kommt.

Erkundige Dich außerdem bei Deinem Gesundheitsamt, ob die Bescheinigung auch dann ausgestellt werden kann, wenn Dein behandelnder Arzt aus einem anderen Landkreis oder Bundesland stammt. Gerade hierbei gibt es immer wieder regionale Unterschiede, die den Prozess verlängern können. Es lohnt sich also, frühzeitig nachzufragen, um unangenehme Überraschungen zu vermeiden.

Reisen mit Schengen-Bescheinigung

Du hast Deine Schengen-Bescheinigung erhalten und der Koffer ist gepackt? Hier nochmal eine kleine Checkliste, damit auf der Reise alles glatt läuft:

Schengen-Bescheinigung im Original
Ärztliche Verschreibung oder Attest im Original
Ärztliches Rezept (Kopie)
Medizinisches Cannabis in Originalverpackung: Am besten so, wie Du es von der Apotheke erhalten hast. Nimm nur die Menge mit, die Du für maximal 30 Tage (oder Dauer deines Aufenthaltes) benötigst.
Personalausweis oder Reisepass

Mit dieser Vorbereitung bist Du gut gerüstet und kannst entspannt losreisen.

Cannabis auf Reisen außerhalb Europas

Das Reisen mit medizinischem Cannabis außerhalb der EU ist besonders kompliziert und mit vielen Unsicherheiten verbunden. Die gesetzlichen Vorgaben unterscheiden sich von Land zu Land und sind oft wenig transparent. Was in Deutschland erlaubt ist, kann im Ausland streng verboten sein – das betrifft sowohl die Einfuhr als auch den Besitz und die Anwendung von medizinischem Cannabis.

Warum ist es hier besonders kompliziert?

International gilt Cannabis in den meisten Ländern weiterhin als Betäubungsmittel. Grundlage dafür ist das UN-Einheitsabkommen über Suchtstoffe von 1961, das weltweit den Umgang mit Betäubungsmitteln regelt. Viele Staaten orientieren sich an diesen Vorgaben, allerdings ist die konkrete Umsetzung häufig unterschiedlich und nicht immer aktuell. In den meisten Ländern ist die Einfuhr von medizinischem Cannabis grundsätzlich verboten und kann zu erheblichen rechtlichen Konsequenzen führen – von der Beschlagnahmung bis hin zu Geld- oder sogar Haftstrafen.9

UN-Einheitsabkommen über Suchtstoffe

Das UN-Einheitsabkommen über Suchtstoffe ist ein internationales Abkommen, das festlegt, wie Staaten weltweit mit Betäubungsmitteln umgehen. Es bildet die Grundlage für viele nationale Drogengesetze, auch im medizinischen Bereich.9
Einen Überblick über die internationalen Regelungen und viele Länderlisten findest Du auf der offiziellen Seite des International Narcotics Control Board (INCB): Travelling Internationally with Medicines Containing Controlled Substances.
Beachte aber: Die dortigen Angaben sind nicht immer vollständig oder aktuell. Verlasse Dich daher nie ausschließlich auf diese Informationen, sondern frage im Zweifel immer bei der Botschaft oder den nationalen Behörden des Ziellandes nach.10

Ausnahme Medizinisches Cannabis?

In den allermeisten Ländern gibt es keine Ausnahmen für die Einfuhr von medizinischem Cannabis – selbst dann nicht, wenn eine medizinische Nutzung im Land grundsätzlich anerkannt ist. Nur in seltenen Fällen kann eine Sondergenehmigung bei der Zoll- oder Gesundheitsbehörde beantragt werden. Diese Verfahren sind jedoch oft sehr aufwendig und führen nicht immer zu einer problemlosen Einfuhr. Selbst mit Genehmigung kann es bei der Einreise zu Kontrollen und Rückfragen kommen – hier Willkür der nationalen Behörden ausgeliefert.

Was bedeutet das für Dich konkret?

Vor jeder Reise solltest Du Dich unbedingt bei offiziellen Stellen, wie der Botschaft oder den zuständigen Behörden des Ziellandes, über die aktuellen Regelungen informieren. Verlasse Dich nicht auf allgemeine Informationen oder internationale Abkommen – nur die Auskunft der nationalen Behörden gibt Dir Sicherheit. So kannst Du rechtliche Probleme vermeiden und Deine Reise besser planen.10

Beispiele für beliebte Reiseziele außerhalb der EU

Großbritannien

Die Mitnahme von medizinischem Cannabis nach Großbritannien ist grundsätzlich möglich, aber an strenge Vorgaben geknüpft. Du darfst Cannabis-basierte Medikamente nur einführen, wenn sie Dir persönlich ärztlich verschrieben wurden und die Einfuhr den britischen Gesetzen entspricht.11

Worauf musst Du achten?

Ärztliches Schreiben erforderlich: Du musst ein englischsprachiges Schreiben Deines behandelnden Arztes mitführen. Diese muss folgende Angaben enthalten:
– Deinen vollständigen Namen
– Den Zeitraum Deiner Reise (Ein- und Ausreisedaten)
– Eine genaue Auflistung aller mitgeführten Medikamente, inklusive Menge, Dosierung und Wirkstärke
– Die Unterschrift des verschriebenden Arztes
– Rezept in Kopie mitnehmen
Mengenbeschränkung: Du darfst maximal einen Vorrat für 3 Monate nach Großbritannien einführen.
• Cannabis-spezifische Vorgaben: Cannabis-basierte Arzneimittel dürfen nur eingeführt werden, wenn sie nach britischen Recht verschrieben wurden und die Definitionlaut “Misuse of Drugs Regulation 2018” erfüllen. Dein Arzt sollte im Schreiben ausdrücklich bestätigen, dass das Medikament diesen Vorgaben entspricht.
Unterlagen griffbereit halten: Trage das ärztliche Schreiben und alle Unterlagen im Original immer bei Dir und halte sie bei der Einreise bereit.

Wichtiger Hinweis:
Auch wenn alle Dokumente vorliegen, kann es bei der Einreise zu Kontrollen oder Rückfragen kommen. Im Zweifel empfiehlt sich eine vorherige Rücksprache mit der britischen Botschaft oder den zuständigen Behörden, um rechtliche Probleme zu vermeiden.

USA

Die Einfuhr von medizinischem Cannabis in die USA ist grundsätzlich verboten – unabhängig davon, ob Du ein ärztliches Rezept hast oder in einem US-Bundesstaat Cannabis legal ist. Nach US-Bundesrecht gilt Cannabis weiterhin als illegale Substanz. Das betrifft sowohl medizinische Cannabisblüten als auch Extrakte und andere cannabisbasierte Medikamente.12

Eine Ausnahme gilt lediglich für Produkte, die weniger als 0,3 % THC (Tetrahydrocannabinol) enthalten oder von der US-Arzneimittelbehörde (FDA) ausdrücklich zugelassen sind. Das betrifft in der Praxis fast ausschließlich bestimmte CBD-Produkte, nicht aber medizinische Cannabisblüten oder gängige Cannabisextrakte.

Das Verbot gilt auch, selbst wenn Du die USA nur zur Durchreise (Transit) nutzt oder einen Zwischenstopp einlegst. Bereits der Besitz von medizinischem Cannabis im Transitbereich oder bei einer Kontrolle kann zu erheblichen Problemen führen.

Selbst ein ärztliches Attest oder ein Rezept aus Deutschland ändern an dieser Rechtslage nichts. Wird Cannabis bei der Einreise oder während der Sicherheitskontrolle entdeckt, drohen die Beschlagnahmung, Zurückweisung an der Grenze, Geldstrafen oder sogar ein Einreiseverbot.

Australien

Australien gestattet die Einfuhr von medizinischem Cannabis für den eigenen Bedarf im Rahmen der sogenannten „Traveller’s Exemption“. Das bedeutet: du darfst medizinisches Cannabis mitbringen, sofern es Dir ärztlich verschrieben wurde und ausschließlich für Deine eigene Behandlung (oder die einer mitreisenden, von Dir betreuten Person) bestimmt ist. Akzeptiert werden auch Verschreibungen aus dem Ausland, solange sie den australischen Anforderungen entsprechen und das Medikament durch eine Apotheke abgegeben wurde.13

Die mitgeführte Menge darf den Bedarf für maximal drei Monate laut Verschreibung nicht überschreiten. Für medizinisches Cannabis zur Verwendung in einem Vape (Verdampfer) gelten besondere Regeln: Hier darfst Du bis zu zwei Geräte und maximal 20 leere Kapseln oder Pods mitführen.

Was muss ich bei der Einreise beachten?14

Bei der Einreise nach Australien musst Du das medizinische Cannabis unbedingt deklarieren, das heißt du muss dich unaufgefordert beim Zoll unter „Waren zum Deklarieren“ melden. Das Medikament sollte sich in der Originalverpackung befinden, aus der die Verschreibung und der Name des Patienten hervorgehen. Die Verschreibung selbst solltest Du ebenfalls griffbereit haben, da die Behörden einen entsprechenden Nachweis verlangen können.

Wichtig ist, dass es sich tatsächlich um eine formale ärztliche Verschreibung handelt – andere Nachweise wie Ausnahmegenehmigungen oder Bestätigungen genügen im Rahmen der Traveller’s Exemption in Australien nicht.
Werden diese Vorgaben nicht eingehalten, riskierst Du die Beschlagnahmung der Medikamente und mögliche rechtliche Konsequenzen.

Kanada

Auch wenn Cannabis in Kanada legalisiert und streng reguliert ist, gilt an den Landesgrenzen ein absolutes Mitnahmeverbot – sowohl bei der Einreise als auch bei der Ausreise:15

Es ist nicht erlaubt, Cannabis jeglicher Art – einschließlich medizinischem Cannabis und Ölen mit THC oder CBD – ohne eine spezielle Genehmigung von Health Canada über die Grenze zu bringen. Das Verbot gilt unabhängig von der mitgeführten Menge. Eine medizinische Nutzung oder ein Rezept aus dem Ausland bieten keine Ausnahme.

Nur in sehr seltenen Ausnahmefällen, etwa für medizinische, wissenschaftliche oder industrielle Zwecke, kann Health Canada eine spezielle Ein- oder Ausfuhrerlaubnis erteilen. Solche Genehmigungen sind für Privatpersonen praktisch nicht relevant.

Wer dennoch Cannabis bei sich hat, dem drohen strafrechtliche Konsequenzen – nicht nur Beschlagnahmung des Cannabis, sondern auch Einreiseverbote.

Das Mitnahmeverbot gilt ausnahmslos, auch bei Transit oder Zwischenstopp in Kanada.

Was brauchst Du für die Einreise in andere Länder?

Wenn Du dennoch in ein Land außerhalb der EU reisen möchtest, musst Du unbedingt:

  • Die Botschaft, das Auswärtige Amt oder das Konsulat des Ziellandes kontaktieren und nach den aktuellen Bestimmungen fragen!
  • Sofern eine Einfuhr erlaubt ist, benötigst du in den meisten Fällen auch das Rezept im Original sowie die Originalverpackung des Medikaments!
  • Eine mehrsprachige Bescheinigung oder ärztliches Attest mitführen (im Original!) sowie andere Vorgaben beachten!
  • Im Zweifel Behandlungsalternativen klären oder die Reiseplanung anpassen.

Ärztliche Attest

Ein ärztliches Attest sollte möglichst in Englisch (oder der Landessprache) verfasst sein. Es muss Diagnose, Wirkstoff, Tagesdosierung und Behandlungsgrund enthalten. Manche Länder verlangen eine offiziele Übersetzung.

Welche Strafen drohen bei Verstößen?

Die Einfuhr von (medizinischem) Cannabis in Länder mit Einfuhrverbot ist kein Kavaliersdelikt. Je nach Land musst Du daher bei Verstößen mit folgenden Konsequenzen rechnen:

Beschlagnahmung des Medikaments
Geldstrafen oder sogar Freiheitsstrafen
Einreiseverweigerung – auch für zukünftige Reisen

Diese Strafen drohen nicht nur bei einem generellen Einfuhrverbot, sondern auch dann, wenn Du die vorgeschriebenen Auflagen nicht vollständig erfüllst – zum Beispiel, wenn ein erforderliches englischsprachiges Attest fehlt oder das Medikament nicht in der Originalverpackung mitgeführt wird. Generell gilt: Die internationale Mitnahme von medizinischem Cannabis ist immer mit erheblichen Risiken verbunden. Schon kleine Formfehler oder fehlende Unterlagen können zu ernsten Konsequenzen führen. Viele Länder gehen bei Verstößen kompromisslos vor. Überlege Dir daher gut, ob Du das Risiko eingehen möchtest – und sprich im Zweifel lieber rechtzeitig mit Deinem Arzt über sichere Alternativen für Deine Reise.

Reisen mit medizinischem Cannabis – Was musst du beachten?

Gerade bei Reisen mit medizinischem Cannabis ist eine sorgfältige Vorbereitung das A und O. Das gilt auch für Transitländer, also bei Zwischenlandungen oder Zugreisen mit Grenzübertritt – denn auch dort gelten die jeweiligen nationalen Vorschriften. Die Erfahrung zeigt: Wer sich frühzeitig informiert und alles Notwendige organisiert, kann viele Probleme von vornherein vermeiden.

Empfohlene Vorgehensweise

1. Reiseziel und rechtliche Lage prüfen: Informiere Dich genau, welche Regeln im Zielland und in allen Transitländern gelten.
2. Mit dem Arzt sprechen: Kläre, ob eine Mitnahme sinnvoll und überhaupt möglich ist – und lass Dich zu Risiken und Alternativen beraten.
3. Schengen-Bescheinigung oder ärztliches Attest besorgen: Je nach Reiseziel die passenden Dokumente rechtzeitig beantragen.
4. Medikament in Originalverpackung transportieren: So lassen sich Rückfragen und Missverständnisse vermeiden.
5. Bei Flugreisen: Immer im Handgepäck ins Flugzeug mitnehmen!
6. Nur die benötigte Menge mitnehmen: Nimm nur so viel mit, wie Du für die Reisedauer wirklich brauchst.
7. Bei Unsicherheiten Botschaft kontaktieren: Die diplomatische Vertretung kann Dir verbindliche Auskünfte geben.
8. Alternativen prüfen: Überlege gemeinsam mit dem Arzt, welche Optionen es gibt, falls die Mitnahme nicht möglich ist.

Was tun, wenn die Mitnahme nicht möglich ist?

Manchmal lässt sich die Mitnahme von medizinischem Cannabis trotz aller Vorbereitung nicht realisieren – etwa wegen strenger Einfuhrverbote oder fehlender Genehmigungen. In diesem Fall gibt es verschiedene Möglichkeiten:

Alternativen vor Ort prüfen: Erkundige Dich, ob es im Reiseland zugelassene Medikamente oder vergleichbare Therapieoptionen gibt, die Du dort legal beziehen kannst.
Mit dem Arzt Alternativen besprechen: Kläre, ob für die Dauer der Reise andere Medikamente, eine Umstellung der Therapie oder eine zeitweise Anpassung möglich sind.
Reisepläne anpassen: Wenn keine sichere Lösung gefunden wird, solltest Du überlegen, ob eine Verschiebung oder Änderung der Reise sinnvoll ist, um gesundheitliche Risiken und rechtliche Probleme zu vermeiden.

Rechtliche Situation in beliebten Reiseländern

Die Rechtslage für das Verreisen medizinisches Cannabis ist sehr unterschiedlich. Während einige Länder die Mitnahme unter bestimmten Bedingungen erlauben, ist sie in anderen komplett verboten. Hier ein kurzer Überblick über beliebte Reiseländer:

Land Medizinisches Cannabis erlaubt? Einfuhr für Patienten erlaubt?
Niederlande Ja, erlaubt Ja, mit Schengen-Bescheinigung für max. 30 Tage Eigenbedarf, meist problemlos
Belgien Ja, streng reguliert Ja, mit Schengen-Bescheinigung, in der Praxis meist problemlos
Luxemburg Ja, zugelassen Ja, mit Schengen-Bescheinigung, in der Praxis meist problemlos
Italien Ja, möglich, aber aufwendig Ja, mit Schengen-Bescheinigung und vollständigen Unterlagen, vorherige Absprache empfohlen
Österreich Ja, sehr restriktiv Rechtlich möglich, in der Praxis oft abgelehnt. Vorherige Klärung mit Behörden empfohlen.
Frankreich Ja, strenge Regeln, Pilotprojekt Nein, in der Regel nicht gestattet, auch mit Schengen-Bescheinigung kaum Chancen
Spanien Nein, entkriminalisiert, aber kein Med.-Cannabis offiziell zugelassen Ja, mit Schengen-Bescheinigung offiziell möglich, in der Praxis gelegentlich problematisch. Rückfrage bei Behörden ratsam.
Portugal Ja, zugelassen, aber streng reguliert Formell erlaubt, wird an der Grenze meist sehr restriktiv gehandhabt. Vorab Behördenkontakt ratsam.
Kroatien Ja, sehr eingeschränkt Offiziell erlaubt, Praxis aber teils restriktiv. Vorherige Bestätigung durch Behörden empfohlen.
Dänemark Ja, Pilotprojekt, nationale Verschreibungen Einfuhr grundsätzlich möglich, wird aber häufig nicht gestattet. Unbedingt vorab Behördenanfrage stellen.
Schweiz16 Ja, auf ärztliche Verschreibung erlaubt Ja, mit Schengen-Bescheinigung für max. 30 Tage Eigenbedarf, vollständige Unterlagen erforderlich
Großbritannien (UK) Ja, streng reguliert, nur mit spezieller ärztlicher Verschreibung Ja, aber nur mit englischsprachigem Attest, maximal 3 Monate Bedarf, und vorheriger Rücksprache mit den Behörden dringend empfohlen
USA Nein, bundesweit verboten (einzelne Bundesstaaten mit Ausnahme) Nein, nicht erlaubt, Einfuhr auch mit Attest verboten

Reisen mit Cannabis? Möglich, aber oft kompliziert

Reisen mit medizinischem Cannabis ist möglich, aber Vorbereitung ist alles. Informiere Dich frühzeitig, besorge alle nötigen Dokumente und sprich offen mit Deinem Arzt. Lass Dich nicht entmutigen – mit guter Planung kannst Du Deine Reise genießen.

Die hier bereitgestellten Informationen dienen ausschließlich allgemeinen Informationszwecken und ersetzen keine professionelle medizinische Beratung, Diagnose oder Behandlung durch einen Arzt oder eine qualifizierte medizinische Fachkraft. Du solltest die Inhalte nicht als alleinige Grundlage für gesundheitliche Entscheidungen verwenden. Bei gesundheitlichen Beschwerden, Fragen oder Notfällen solltest du immer einen Arzt aufsuchen. Wir übernehmen keine Haftung für etwaige Schäden oder Nachteile, die durch die Anwendung der Informationen entstehen könnten.

Diese Informationen dienen lediglich der allgemeinen Aufklärung und ersetzen keine rechtliche Beratung. Es handelt sich nicht um eine verbindliche juristische Einschätzung, und der Text wurde nicht von einem Anwalt erstellt. Bei konkreten rechtlichen Fragen oder Unsicherheiten solltest du dich an einen Rechtsanwalt oder eine andere juristische Fachkraft wenden.
1 Bundesgesundheitministerium Cannabis als medizin https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/c/cannabis/faq-cannabis-als-medizin.html

2 Bfarm Reisen mit Betäubungsmitteln https://www.bfarm.de/DE/Bundesopiumstelle/Betaeubungsmittel/Reisen-mit-Betaeubungsmitteln/_node.html

3 Gelbe Liste Oxycodonhttps://www.gelbe-liste.de/wirkstoffe/Oxycodon_27380> https://www.gelbe-liste.de/wirkstoffe/Oxycodon_27380

4 Europäische Union Eu-Länder https://european-union.europa.eu/principles-countries-history/eu-countries_de

5 Europäische Union Reisen in der EU https://european-union.europa.eu/live-work-study/travelling-eu_de

6 Consilium Erläuterung zum Schengen raum https://www.consilium.europa.eu/de/policies/schengen-area/

7 BfArM Reisen mit medizinischem Cannabis https://www.bfarm.de/DE/Bundesopiumstelle/Medizinisches-Cannabis/Reisen-mit-medizinischem-Cannabis/_node.html

8 BfArM Bescheinigung für das Mitführen von Betäubungsmitteln https://www.bfarm.de/SharedDocs/Downloads/DE/Bundesopiumstelle/Betaeubungsmittel/Reisen/reise_scheng_formular.pdf

9 Internationale Drogenpolitik https://www.bundesdrogenbeauftragter.de/themen/internationales/drogenpolitik-der-vereinten-nationen/

10 INCB Travelling Internationally with Medicines Containing Controlled Substances https://www.incb.org/incb/en/travellers/index.html

11 Canada Travellers https://www.incb.org/documents/Travellers/files/UK_ENG_2024.pdf

12 Medical Marijuana https://www.tsa.gov/travel/security-screening/whatcanibring/items/medical-marijuana

13 Medicinal cannabis: Importation and the traveller's exemption https://www.tga.gov.au/products/unapproved-therapeutic-goods/medicinal-cannabis-hub/medicinal-cannabis-importation-and-travellers-exemption

14 Australia Travellers https://www.incb.org/documents/Travellers/files/AUL_ENG_2025.pdf

15 Canada Service Border Agency https://www.cbsa-asfc.gc.ca/travel-voyage/cannabis-eng.html

16 Bundesamt für Zoll Grenzsicherheit BAZG https://www.bazg.admin.ch/bazg/de/home/information-private/verbote--beschraenkungen-und-bewilligungen/betaeubungsmittel-und-drogen.html

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